Ja, es ist vorbei.
Seit Sonnabend-Abend, den 30. Mai 2009, steht der Sieger des diesjährigen Kampfes um den Pokal des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) fest: der SV Werder Bremen.
Trotz entsprechender Anschreiben und Einladungen durch den DFB [1] [2]
Als der Sieger am Abend um Viertelnachzehn feststand und dann ausführlich gefeiert wurde, war es schon dunkle Nacht - und doch war im Stadion davon nichts zu sehen. Als wird das Stadion noch bei Tageslicht betreten hatten - wenn gleich auch zeitweise durch dicke Regenwolken verdunkelt und mit fetten Schauern in der Sicht eingetrübt - war es noch heller Tag. Aber der Wandel vom Tag in die Nacht war eigentlich nicht wirklich zu bemerken. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem ist so eingerichtet, dass sich allenfalls die Farbtemperatur im Kamerabild auf diese neuen Verhältnisse einrichten muss, das Auge nimmt diese Unterschiede kaum war.
Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben ist, oder, genauer gesagt, die Zeit sich nur noch im 45-Minuten-Takt fortbewegt. Zu viel wird in all dieser Zeit an "Eigenleistung" verlangt. Vom Hochhalten der Werderfahne und Absingen all der Werder-Lieder, über das hochziehen riesiger Trasparente über die Köpfe aller Zuschauer um einen herum bis hin zum lauten Klatschen und Rufen, Schimpfen und Schmähen. Als die Mannschaftsaufstellung aufgerufen wird, wird - wie inzwischen bekannt - der Nachname der aufgestellten Platzhelden immer von Seiten des Publikums wiederholt - der des Trainers sogar dreifach. Wenn aber die Nachnamen der Spieler der Gegenseite durch den Stadionsprecher aufgerufen werden, wird dieser aus dem eigenen Lager immer nur lauthals und im grossen Chor durch das Wort "Arschloch" ersetzt.
Das Stadion ist wirklich in zwei sich in den Kurven gegenübersitzenden Lagern aufgeteilt. Das geht soweit, dass sogar nach der offiziellen Eröffnungs-Szenerie der Fahnen der konkurrierenden Vereine jeweils von der Grasnarbe des Spielfeldes hinweggetragen und vor den Augen der Fans auf dem freien Platz zwischen Fussballtor und Tribüne wieder ausgebreitet, ihnen sozusagen zu Füssen gelegt wird.
Die Verwünschungen kommen von beiden Seiten, sind aber bei der Akustik dieses Stadions so nicht zu hören. Man hört immer nur den Ruf wie Donnerhall, der sich aus der eigenen Menge entwickelt und dann entlädt. Das ist anderen grossen neuen Stadien - wie zum Beispiel in Dortmunt - ein Vorteil: Wenn man so will, wenn man den lautstarken Kampf der beiden Lager auch als jeweils für den Gegner erfahrbar erlebbar machen will.
Und es ist eigentlich erstaunlich, dass sich die doch sonst so ausgefuchsten Toningenieure und qualitfizierten Dramaturgen einer solchen Stadionregie noch nicht haben einfallen lassen, die ja bestehenden Einrichtungen auch dafür zu nutzen, dass die Fans des eigenen Lagers auch hören und darauf reagieren können, was die Fans vom gegnerischen Lager so alles zu "sagen" haben.
Vielmehr kam es zu Szenen, die von ihrer Dramaturgie her gerade mal an das Niveau eines Kindergeburtstages herankam: Wenn etwa am Ende der Pause so ein auf den drei Monitoren abgebildeter Spezi zum Abschluss seiner Moderation fragt, wer denn nun wohl den Pokal gewinnen wird - was ja bei einem NullzuNull-Pausenstand durchaus eine passenden Frage sein mag. Aber all er dann Bayer Leverkusen aufruft und deren Fans losbrüllen lässt und dann danach die Werderfans veranlasst das gleiche zu tun, dann ist das so was von billig... da hätte man sich für sein Geld schon etwas mehr erwarten können.
Ach ja: Fussball wurden auch gespielt. Und zwar im Doppelpack. Es gab nämlich den DFB-Pokal nicht nur für die Herren- sondern auch den Vereinspokal der Frauen"mann"schaften zu gewinnen.
Im Endspiel dieses Nachmittages standen der 1.FFC Turbine Potsdam und der FCR 2001 Duisburg. Und nachdem Duisburger bereits den Uefa-Cup gewonnen hatten [3] - machten sie auch die Turbine-Frauen mit 7:0 (Ja: SiebenzuNull) fix und fertig: Es gab tolle Tore - vor fast leeren Rängen. Als das Spiel der Herren-Mannschaften begann, waren das Stadium mit über 72tausend Sitzplätzen ausverkauft [4]
Im Pokalspiel der Männer fiel nur ein Tor - und dabei warteten am Ende nochmal Kadlec und Kießling mit gefährlichen Situation vor Wieses Werder-Tor auf - das von Mesut Ösil in der 58. Minute. Und das, nachdem der Ball schon fast an der Auslinie gelandet war.
Der Berichterstatter und sein aus Bremen mit Frau und zwei Töchtern angereister "Schlachtenbummler" lagen sich in den Armen - so dass die Schweinegrippenviren nur so ihre Freude gehabt hätte - und er zeigt immer wieder mit der einen Hand auf die von einer Kapuze verdeckte ober Rückseite seines grünen Jumpers: Auf dem der Name Ösil steht. Und später wird darüber diskutiert, ob der Mann wirklich das Zeug dazu haben wird, in die Fussstapfen eines Diego zu treten, der die Mannschaft zum Ende der Saison ebenso verlassen wird wir ihr Kapitän Frank Baumann.
Als das Spiel vorbei ist bleiben die Ränge der "Grünen" noch lange besetzt, während die "Roten" ihre vielen schwarzen Fahnen alsbald eingerollt und sich schmollend und schimpfend von dannen getrollt hatten - während sich in der Kabine und danach offensichtlich die Spieler an ihrem Träner ihr Mütchen gekühlt haben.
Aber all das sind Themen für die Sportpresse und können dort in allen Details und Schattierungen studiert werden.
Und hoffentlich werden dort die KollegInnen ihre "Hausaufgaben" machen und mit dafür Sorge tragen, dass die für 2011 in Deutschland auszurichtende Fussballweltmeisterschaft der Frauen auch ihr Publikum in den Stadien finden wird.
Und es soll niemand behaupten, dass Fussballspielenschauen "nichts für Studierte" sein. Auch das sind, mit Verlaub gesagt, "Arschlöcher".